Hier findest du einige der Studien, welche die Wirksamkeit der LOGI-Methode nachweisen und die wissenschaftliche Hintergründe erläutern:
Pflanzliches und tierisches Eiweiß senkt den Blutdruck
Derzeit stehen vegetarische Kostformen hoch im Kurs, was angesichts zahlreicher Vorteile auch nachvollziehbar und begrüßenswert ist. Allerdings werden gleichzeitig oft auch die Inhaltsstoffe tierischer Lebensmittel schlecht gemacht, was wissenschaftlich nicht nachvollziehbar ist. Die Empfehlung der DGE für Protein liegt bei 0,8 g pro Kilo Körpergewicht. LOGI empfiehlt einen höheren Proteinanteil (ca. 1–1,5 g/kg), weil dies besser sättigt und kardiovaskuläre Risikoparameter günstig beeinflusst.
Wird ein Teil der Kohlenhydrate durch Protein (und/oder Fett) ersetzt, sinkt auch der Blut(hoch)druck, was insbesondere für die Schlaganfallprophylaxe wichtig ist. In kurzfristigen Interventionsstudien konnte dieser Effekt sowohl mit tierischen als auch mit pflanzlichen Proteinquellen erzielt werden.
Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Harvard Universität in Boston interessierten sich für die langfristigen Zusammenhänge zwischen dem Eiweißkonsum und dem Blutdruck bei Teilnehmern der Framingham Offspring Study. Darin werden die Nachkommen der Probanden der ersten Framingham-Studie zur Herz- und Gefäßgesundheit beobachtet und untersucht.
Die Probanden waren 1.361 Männer und Frauen (von insgesamt 5.124), eingangs 30–54 Jahre alt und frei von Bluthochdruck, Diabetes und kardiovaskulären Erkrankungen
Ein höherer Proteinverzehr ging mit geringeren Blutdruckwerten einher, sowohl systolisch als auch diastolisch. Das relative Risiko, Bluthochdruck zu entwickeln, sank beim höchsten Proteinverzehr (103 g/d) im Vergleich zum niedrigsten (58 g/d) signifikant um 40 % (95 % CI 0,45–0,78). Der Effekt fand sich bei Männern und Frauen, bei Normal- und Übergewichtigen, mit tierischem und pflanzlichem Protein. Wer viel Eiweiß und reichlich Ballaststoffe verzehrte, konnte sich über ein um 51 % verringertes relative Risiko für Bluthochdruck freuen (95 % CI 0,37–0,66).
Mehr tierisches und/oder pflanzliches Protein, kombiniert mit ballaststoffreichem Gemüse, Salat oder Obst, gehört zu den Grundprinzipien der LOGI-Ernährung. Wie die aktuelle Studie zeigt, ist auch dieses LOGI-Prinzip wissenschaftlich gut fundiert!
Quelle: Buendia, JR et al.: Am J Hypertension, online am 06.09.2014
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25194158
Nicht-alkoholische Fettleber: hohes Diabetesrisiko
Nicht-alkoholische Fettleber und metabolisches Syndrom – so heißen die beiden wichtigsten Stoffwechselprobleme moderner Zeitgenossen. Sie erhöhen das Risiko, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken deutlich, lassen sich jedoch durch eine kohlenhydratreduzierte Ernährung wie die LOGI-Kost zurückbilden. Wie eine israelische Langzeitstudie nun ergab, ist die nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD) sogar noch deutlicher mit dem Diabetesrisiko verbunden als ein metabolisches Syndrom.
Die israelischen Wissenschaftler untersuchten 141 Erwachsene ohne bekannte Leber- oder Diabeteserkrankung, die keinen oder nur mäßig Alkohol tranken. Mithilfe eines Ultraschallgerätes wurde die Leber untersucht, es wurde Blut abgenommen und das Bewegungs- und Essverhalten erfragt. Nach rund 7 Jahren durchliefen die Teilnehmer noch einmal die gleiche Prozedur.
Es zeigte sich, dass zu Beginn der Studie knapp 25 % der Teilnehmer eine NAFLD aufwiesen. Ihr Risiko, im Studienverlauf eine Diabetesvorstufe (Nüchternblutzucker 100 – 125 mg/dl oder HbA1c 5,7-6,4%) oder einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, war je nach Ultraschallmethode drei- bis achtfach erhöht. Dabei waren Einflussfaktoren wie Alter, Essgewohnheiten, Insulin- und Blutzuckerspiegel zu Studienbeginn bereits „herausgerechnet“.
Die NAFLD hatte einen höheren Vorhersagewert für eine bevorstehende Zuckerkrankheit als ein metabolisches Syndrom. Von den Teilnehmern, die am Ende der Studie sowohl erhöhte Nüchternblutzuckerwerte (ab 90 mg/dl) als auch eine Fettleber aufwiesen, hatten über 93 % zumindest eine Diabetesvorstufe entwickelt. Die Autoren schließen aus ihren Daten, dass Erwachsene mit einer nicht-alkoholischen Fettleber auch ein sehr hohes Risiko für Störungen des Zuckerstoffwechsels tragen.
Zelber-Sagi, S et al.: Non-alcoholic fatty liver disease independently predicts prediabetes during a 7-year prospecive follow-up. Liver International 2013, doi:10.1111/liv.12200
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Kohlenhydrate verfetten die Leber schnell
Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist vor allem bei übergewichtigen Menschen und beim Metabolischen Syndrom weit verbreitet. Seit kurzem gilt die NAFLD sogar als eigenständiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Leberkrebs. Zu ihrer Entstehung trägt neben Überernährung vor allem ein hoher Konsum von Zucker und anderen Kohlenhydraten bei.
Aus den (überschüssigen) Kohlenhydraten bildet die Leber gesättigte Fettsäuren (Palmitinsäure), die sie in Form von Fett einlagert. Und das kann sehr schnell gehen, wie ein Experiment mit 16 finnischen Übergewichtigen zeigt. Die Probanden wurden drei Wochen lang „überfüttert“, indem sie zu ihrer üblichen Kost täglich 1.000 zusätzliche Kalorien in Form von Süßigkeiten, Ananassaft, Soft- oder Sportdrinks konsumierten.
Es folgte ein halbes Jahr mit kalorienreduzierter Kost, für die kleinere Portionen, mehr Gemüse und Vollkorn und dafür weniger Zucker und Mehl verzehrt werden sollte. Während der dreiwöchigen Zuckermast stieg das Körpergewicht um 2 %, das Leberfett jedoch um 27 % an. Mit Hilfe der kalorienverminderten Kost ließen sich diese Veränderungen wieder rückgängig machen. Die Autoren schließen aus ihren Daten, dass die Fettneubildung aus Kohlenhydraten in der Leber wesentlich zur Entstehung einer NAFLD beiträgt.
Sevastianova, K et al.: Effect of short-term carbohydrate overfeeding and long-term weight loss on liver fat in overweight humans. American Journal of Clinical Nutrition 2012;96:727-734
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Übergewicht, Diabetes, Alzheimer, Fettleber: Kohlenhydratmast macht krank!
Fast täglich erscheinen neue Studien, die eine kohlenhydratreiche, hochglykämische Ernährung mit praktisch allen Zivilisationsleiden in Zusammenhang bringen. Und so sprechen immer mehr Daten für eine gemüsereiche, kohlenhydratreduzierte Ernährung nach der LOGI-Methode, insbesondere für Erwachsene und Kinder mit Übergewicht und Stoffwechselstörungen.
Der Fettanteil im Essen der Deutschen ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken und der Kohlenhydratanteil stieg – so wie es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung den Menschen vom Kindes- bis zum Greisenalter noch immer empfiehlt. Gleichzeitig wurden immer mehr Erwachsene und Kinder übergewichtig oder sogar fettleibig. Parallel dazu nehmen Stoffwechselkrankheiten (Fettleber, metabolisches Syndrom, Typ-2-Diabetes) kontinuierlich zu. Und das ist auch kein Wunder, wie immer mehr Studien zeigen.
Eine aktuelle englische Querschnittuntersuchung (Murakami et al.) mit knapp 1.500 Erwachsenen bestätigt, dass sowohl der Glykämische Index (GI) als auch die Glykämische Last (GL) mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für starkes Übergewicht und – die GL v.a. bei Frauen –für bauchbetontes Übergewicht einhergehen. Da die Ergebnisse bisheriger Studien nicht ganz konsistent waren, berücksichtigten die Briten in ihrer Untersuchung auch übliche Fehlerquellen wie zu geringe Angaben in den Fragebögen (underreporting), was ihre Daten verlässlicher macht. Die Forscher konnten zeigen, dass ein hoher GI meist durch viele Kartoffeln und Brot bei gleichzeitig geringem Obst- und Milchproduktekonsum bedingt ist. Die GL korreliert besser mit dem gesamten Kohlenhydratverzehr. Bei der LOGI-Methode wird sowohl auf einen geringen GI als auch auf eine niedrige GL geachtet.
Vor allem bauchbetontes Übergewicht erhöht das Risiko für Folgekrankheiten, vom Herzinfarkt über Schlaganfälle bis hin zu bestimmten Krebserkrankungen. Es mehren sich außerdem die Hinweise, dass eine kohlenhydratreiche Kost auch die Entstehung der Alzheimer-Demenz fördert. Dafür spricht, dass ein Typ-2-Diabetes das Alzheimerrisiko steigert: Etliche Risikofaktoren gelten für beide Krankheiten, insbesondere die Insulinresistenz (Moreira). Kürzlich konnte gezeigt werden, dass erhöhte Blutzuckerwerte sogar bei neurologisch gesunden, nicht-diabetischen Verwandten von Alzheimerpatienten die Stoffwechselrate im Gehirn senkt, und zwar in jenen Regionen, die bei Alzheimer häufig betroffen sind. Dieser ungünstige Effekte hoher Blutzuckerwerte fand sich unabhängig vom genetischen Risikomarker APOE4 (Burns et al.).
Auch zwischen der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) und der Entwicklung von Typ-2-Diabetes wurde ein enger und ursächlicher Zusammenhang aufgedeckt. Entsprechend zeigen 60 bis 90 % der Diabetiker eine nicht durch Alkohol verursachte Leberverfettung. Auf dem Internationalen Leberkongress im April in Amsterdam wurde die NAFLD nun erstmals als eigenständiger Risikomarker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorgestellt.
Hintergrund ist eine Studie des FLIP-Consortiums (Fatty Liver: Inhibition of Progression, Rais, et al.), die anhand der Untersuchung von 5.600 Patienten mit mindestens zwei Herz-Kreislauf-Risikofaktoren folgendes ergeben hat: Jene 40 % der Teilnehmer mit einer NAFLD hatten nicht nur einen höheren BMI und eine dickere Intima media in der Halsschlagader. Waren sie über 50 Jahre alt, fanden sich zudem mehr arteriosklerotische Plaques in ihren Arterien. Weitere Analysen identifizierten die NAFLD als Risikoprädiktor für das Herz-Kreislaufsystem und zwar unabhängig von den bekannten Risikofaktoren Alter, Cholesterin, Diabetes und Bluthochdruck.
Eine NAFLD, die übrigens auch adipöse Jugendliche und schlanke Zeitgenossen trifft, kann unbehandelt über eine Leberentzündung und -fibrose bis hin zu Leberkrebs führen. Auch zu ihrer Entwicklung trägt entscheidend eine Insulinresistenz des Fettgewebes bei, die dazu führt, dass ständig freie Fettsäuren zur Leber gelangen (Gaggini et al.). Insbesondere der hohe Konsum von Kohlenhydraten trägt zur Ausbildung einer NAFLD bei. Dabei wird Fruktose in der Leber bevorzugt in neues Fett umgewandelt (Neuschwander-Tetri).
Führende Wissenschaftler sehen in der NAFLD die „Leberkomponente“ des Metabolischen Syndroms. Doch nicht nur die Leber verfettet durch Überernährung und zu viele Kohlenhydrate: Auch im Herzen und in der Bauchspeicheldrüse sammelt sich das sogenannte „ektope Fett“ an, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes unabhängig vom Alter und anderen Risikofaktoren weiter erhöht (Ou et al.).
Wie wichtig die NAFLD für die Gesellschaft ist und wie gefährlich sie für die betroffenen Menschen werden kann, hat der Entwickler der LOGI-Methode Prof. Nicolai Worm in seinem neuesten Buch „Menschenstopfleber“ zusammengetragen (Menschenstopfleber). Darin verrät er auch, mit welchen speziellen Ernährungsmaßnahmen sich die NAFLD wirkungsvoll zurückbilden lässt.
Murakami, K et al.: Associations of dietary glycemic index and glycemic load with food and nutrient intake and general and central obesity in British adults. British Journal of Nutrition 2013, doi: 10.1017/S0007114513001414
Moreira, PI: High-sugar diets, type 2 diabetes and Alzheimer´s disease. Current Opinion in Clinical Nutrition and Metabolic Care 2013, doi:10.1097/MCO.0b013e328361c7d1
Burns, CM et al.: Higher serum glucose levels are associated with cerebral hypometabolism in Alzheimer regions. Neurology 2013;80:1557-1564
Rais, R et al.: International Liver Congress 2013, Amsterdam, Abstract 1356 und www.medscapemedizin.de/artikel/4901021?src=wnl_medpl_29002013
Gaggini, M et al.: Non-alcoholic fatty liver disease (NAFLD) and its connection with insulin resistance, dyslipidemia, atherosclerosis and coronary heart disease. Nutrients 2013;5:1544-1560
Neuschwander-Tetri, BA: Carbohydrate intake and nonalcoholic fatty liver disease. Current Opinion in Clinical Nutrition and Metabolic Care 2013, doi:10.1097/MCO.0b013e328361c4d1
Ou, H-Y et al.: The association between nonalcoholic fatty pancreas disease and diabetes. PLOSone 2013;8:e62561
Wie zu wenig Schlaf dick macht
Parallel zum weltweiten Anstieg des Übergewichts sank die übliche Schlafenszeit: Statt der empfohlenen 7 bis 9 Stunden schlafen viele Zeitgenossen weniger als 6 Stunden pro Nacht. Inzwischen ist Schlafmangel als ein eigenständiger Risikofaktor für Gewichtszunahmen und Adipositas erkannt. Doch wie genau stört ungenügender Schlaf die Regulation des Energiehaushalts?
Um diese Frage zu beantworten, zogen 16 Erwachsene für zwei Wochen in ein Forschungslabor der Uniklinik in Colorado ein, wo unter anderem ihr Energieverbrauch exakt gemessen werden konnte. Die Probanden schliefen für jeweils 5 Tage entweder 9 oder 5 Stunden pro Nacht. Während dieser Zeit konnten sie nach Belieben essen und sich bewegen. Es zeigte sich, dass der Energieverbrauch unter Schlafmangel um durchschnittlich 9 % anstieg, durch das verfügbare Essen jedoch überkompensiert wurde. Im Lauf einer Woche kam es zu einer Gewichtszunahme von gut 800 g (bei den Männern deutlicher als bei den Frauen), obwohl das Hungerhormon Ghrelin im Blut sank und die Sättigungshormone Leptin und PYY anstiegen.
Die überschüssigen Kalorien bestanden überwiegend aus Kohlenhydraten und wurden zum größten Teil spätabends nach dem Abendessen „vernascht“. Die Autoren sehen im höheren Energieverbrauch bei fehlendem Schlaf eine normale Anpassung an den erhöhten Energiebedarf bei längerem Wachsein. Allerdings zeigen ihre Daten auch, dass die komplexe Regulation des Energiehaushaltes bei Schlafmangel und frei verfügbaren Speisen aus dem Ruder laufen kann.
Markwald, RR et al.: Impact of insufficient sleep on total daily energy expenditure, food intake, and weight gain. Proceedings of the National Academy of Sciences 2013 doi:10.1073/pnas.1216951110
Link zum Buch: Die Schlafmangel-Fett-Falle
Kohlenhydrate ins rechte Licht gerückt
Die kohlenhydratreduzierte LOGI-Methode ist nicht nur äußerst populär, sondern auch wissenschaftlich fundiert. Dennoch begegnet man ihr unter Ernährungsberatern gelegentlich noch mit Ablehnung. Diese Einschätzungen basieren nicht selten auf Vorurteilen oder Fehlinformationen. Die häufig geäußerte pauschale Ablehnung hält Dr. Annette Buyken vom Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften der Universität Bonn für wenig hilfreich. Immerhin sprechen immer mehr Studien für eine moderate Kohlenhydratreduktion als praktikable Dauerkost.
Äußerst sachlich legt die Oecotrophologin Buyken in ihrem Artikel den aktuellen Sachstand dar: Etwa, dass sich unter einer Ernährung mit weniger Kohlenhydraten, mehr Protein und einem niedrigen Glykämischen index (GI) das Gewicht nach einer Abnahme besser halten lässt (DIOGENES-Studie). Umgekehrt sei inzwischen auch gezeigt worden, dass eine kohlenhydratreiche Ernährung die Wiederzunahme begünstigt (Ebbeling 2012). Diese und viele andere Erkenntnisse stünden im Widerspruch zu den noch immer kohlenhydratbetonenden Empfehlungen vieler Fachgesellschaften wie z. B. der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Bei genauerem Hinsehen hätten sich in der Primärprävention keine Vorteile einer kohlenhydratreichen Ernährung gezeigt. So ergab auch die Kohlenhydrat-Leitlinie der DGE nur für eine hohe Ballaststoffzufuhr, den bevorzugten Verzehr von Vollkornprodukten und das Meiden von gesüßten Getränken günstige Effekte, etwa auf das Auftreten von Übergewicht und Typ-2-Diabetes (DGE, 2011). Dies alles lässt sich auch mit kohlenhydratreduzierten Kostformen erreichen. Der einzige gesicherte Effekt einer kohlenhydratreichen Ernährung ist deren ungünstige Wirkung auf die Blutfette und das HDL-Cholesterin. Es komme also auf die Qualität der Kohlenhydrate an; für einen möglichst hohen Verzehr gibt es keine Evidenz.
Auch das Argument, eine kohlenhydratreiche Kost beuge einer hohen Zufuhr an gesättigten Fettsäuren vor, hält angesichts der Datenlage nicht stand: Werden gesättigte Fettsäuren durch Kohlenhydratträger mit hohem GI ersetzt, wie es in der Praxis oft geschieht, kann das Risiko für Herz und Gefäße sogar steigen. Umgekehrt bedeute eine Kohlenhydratreduktion nicht automatisch, dass mehr gesättigte Fettsäuren verzehrt werden, da im Austausch meist mehr Protein und/oder mehr ungesättigte Fettsäuren auf den Tisch kommen. So empfiehlt es auch die LOGI-Methode.
Was die Gesundheit der Bevölkerung angehe, so Buyken, handele es sich bei dem noch immer vorhandenen Streben nach einer kohlenhydratreichen Kost „um eine Fehlinvestition“. Daher plädiert die Oecotrophologin eindrücklich dafür, das „Potenzial moderat kohlenhydratreduzierter Kostformen … nicht ungenutzt“ zu lassen.
Buyken, A: Kohlenhydratreich, -reduziert oder –modifiziert? Ernährung im Fokus (aid) 2012;11:402-407. Der Artikel kann kostenfrei von der aid-Webseite heruntergeladen werden:http://www.aid.de/fachzeitschriften/eif/download/eif_2012_11_12_extra.pdf
Metabolisches Syndrom: rationale Ernährungsempfehlungen
Die LOGI-Ernährung ist ideal für Menschen mit einem Metabolischen Syndrom. In der Fachwelt gibt es jedoch noch immer Skeptiker. Umso erfreulicher ist es, dass die beiden Ernährungswisschaftler Dr. Alexander Ströhle von der Universität Hannover und Prof. Dr. Nicolai Worm von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken nun eine sehr ausführliche Übersichtsarbeit zu diesem Thema in der Deutschen Apotheker Zeitung publizieren konnten.
Zunächst wird die zunehmende Prävalenz des „Wohlstandssyndroms“ dargelegt und die Insulinresistenz als Bindeglied der verschiedenen Komponenten des Metabolischen Syndroms aufgezeigt. Letztlich basieren die verschiedenen Stoffwechselstörungen – vom Bluthochdruck über die vermehrten Triglyzeride und die erhöhte Harnsäure – ebenso wie das erhöhte Gicht-, Diabetes- und Herzinfarktrisiko bis hin zum Risiko für einige Krebserkrankungen auf Insulinresistenz und Hyperinsulinämie.
Die Pathophysiologie des Syndroms wird ebenso erläutert wie die molekularen Mechanismen, die ihm zugrunde liegen. Die Autoren erklären, dass die erhöhten Insulinspiegel zwar anfangs für normale Blutzuckerspiegel sorgen, zeigen aber auch auf, wie dies zu weiteren Fettansammlungen führt, die Gefäße schädigt, langfristig zu Leber- und Nierenschäden und zum polyzystischen Ovarsyndrom führen kann und vermutlich auch Darmkrebs provoziert.
Wie entkommt man diesem Dilemma? Durch einen gesünderen Lebensstil, sprich mehr Bewegung, mehr Sonne und Schlaf, Gewichtsabnahme und besseres Essen. Die Vorteile verschiedener Maßnahmen zur Gewichtsreduktion und zum Gewichtserhalt werden dargelegt. Die Literatur zeigt, dass proteinbetonte Diäten mit geringer Glykämischer Last und hoher Ballaststoffzufuhr (wie z. B. LOGI) hierfür am besten geeignet sind.
Da es dennoch häufig nicht gelingt, dauerhaft abzunehmen, muss auch nach Möglichkeiten gesucht werden, die gesundheitlichen Risiken, die ein Metabolisches Syndrom birgt, ohne Abnahme zu senken. Bei der Verbesserung des Zuckerstoffwechsels kommt der Senkung der Glykämischen Last eine große Bedeutung zu. Zur Normalisierung der Fettstoffwechselstörungen hat sich der teilweise Ersatz von Kohlenhydraten durch Eiweiß und ungesättigte Fettsäuren sowie eine erhöhte Zufuhr von tierischen Omega-3-Fettsäuren bewährt. Die Hypertonie lässt sich vermindern, wenn viel kaliumreiches Gemüse und Obst, weniger Stärke, mehr Milchprodukte (Calcium und Eiweiß) und mehr einfach ungesättigte Fettsäuren gegessen werden. Nun kennen zum Glück auch die deutschen Apotheken alle Vorteile und Argumente, die für LOGI sprechen.
Link zum Buch: Syndrom X oder ein Mammut auf dem Teller
Link zum Buch: Glücklich und schlank
Ströhle, A, Worm, N: Metabolisches Syndrom. Pathophysiologische Grundlagen und rationale Empfehlungen zur Ernährungstherapie. Deutsche Apotheker Zeitung 2012;152:48-66
Hoher GI am Abend besonders ungünstig
Blutzuckerspitzen nach dem Essen gelten als eigenständiger Risikofaktor für Typ-2-Diabetes. Allerdings variiert die Insulinempfindlichkeit des Körpers im Tagesverlauf, sie ist in der Nacht am geringsten. Ein britisches Forscherteam untersuchte den Einfluss der Tageszeit, des Glykämischen Index und des Energiegehaltes verschiedener Mahlzeiten auf den Zuckerstoffwechsel und die Insulinresistenz.
Bei den sechs gesunden, normalgewichtigen Freiwilligen wirkte sich eine üppige Abendmahlzeit mit hohem GI (1.200 kcal, GI 84, GL 236, 20.30 Uhr) besonders ungünstig auf den Zuckerstoffwechsel aus. Im Vergleich dazu stiegen Blutzucker und Insulin weniger stark an, wenn das „Abendmahl“ einen niedrigen GI (34, GL 87) aufwies oder wenn die üppige Mahlzeit morgens verzehrt wurde und das Abendessen nur 400 kcal lieferte.
Die Probanden verspeisten während der vier Testtage je drei kohlenhydratreiche (ca. 60 en%), fettarme (ca. 25 en%) Mahlzeiten mit insgesamt 2.000 kcal, die sich nur im GI (und folglich auch in der GL) unterschieden. Die größte Mahlzeit wurde entweder morgens oder abends gegessen. Sowohl ein hoher Energiegehalt als auch ein hoher GI wirkten sich am Abend besonders ungünstig auf die Glukosetoleranz und auf die Insulinresistenz aus. Die Autoren empfehlen, vor allem abends auf kalorienreiche Mahlzeiten mit hohem GI zu verzichten.
Morgan, LM et al.: Effect of meal timing and glycemic index on glucose control and insulin secretion in healthy volunteers. British Journal of Nutrition 2012;108:1286-1291
Weißer Reis erhöht Diabetesrisiko bei Asiaten
Der hohe Reiskonsum in asiatischen Ländern und die fast schon sprichwörtliche Schlankheit der Menschen dort wird gerne als Argument gegen kohlenhydratreduzierte Kostformen herangezogen. Dabei wird vergessen, dass in vielen Regionen Asiens die Nahrungszufuhr in der Vergangenheit meist knapp und das Pensum an körperlicher Arbeit hoch war.
Dass hochglykämische Kohlenhydrate wie weißer Reis heutzutage auch Chinesen und Japanern Probleme bereiten können, zeigt eine Meta-Analyse der vier bislang verfügbaren Studien zu diesem Thema: Beim Vergleich des höchsten mit dem geringsten Reiskonsum stieg das relative Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, um 55 Prozent.
Hu, EA et al.: White rice consumption and risk of type 2 diabetes: meta-analysis and systematic review. British Medical Journal 2012;344:e1454
Schweden: weniger Kohlenhydrate für Typ-2-Diabetiker
Als große Überraschung wurde in den Medien das Ergebnis dieser schwedischen Studie dargestellt, bei der Typ-2-Diabetiker günstigere HDL-Cholesterin- und HbA1c-Werte erreichten, wenn sie anstelle der üblichen fettarmen eine kohlenhydratreduzierte Diät verzehrten. Doch was soll überraschend daran sein, dass unter einer fettreicheren (kohlenhydratverminderten) Diät das HDL steigt und das HbA1c sinkt? Dieser Effekt wurde bereits vielfach belegt.
In dieser neuen Studie sollte je eine Hälfte der 61 Diabetiker fettarm, die andere Hälfte kohlenhydratarm essen. Das bedeutete für die Patienten in der Fettarm-Gruppe, dass 55 bis 60 Prozent der Kalorien aus Kohlenhydraten stammen und höchstens 30 Prozent aus Fett. Die Patienten mit kohlenhydratarmer Diät sollten höchstens 20 Energie-% aus Kohlenhydraten und 50 Energie-% aus Fett zuführen. Angestrebt war zudem, dass die Kalorienzufuhr bei Männern 1.800 und bei den Frauen 1.600 kcal täglich nicht übersteigen sollte. Die Studie lief über zwei Jahre; im ersten Jahr fanden vier Gruppensitzungen statt, in denen die Teilnehmer zu ihrer jeweiligen Diät geschult wurden.
Wie bei vergleichbarer Kalorienzufuhr zu erwarten, nahmen beide Gruppen gleich viel ab – im ersten Halbjahr um die 4 kg – und danach auch allmählich wieder etwas zu. Trotz gleicher Abnahme sank das HbA1c ausschließlich in der Low-Carb-Gruppe. Im ersten Halbjahr stieg nur unter Low-Carb das HDL-Cholesterin signifikant an. Die Autoren schließen aus ihrer Studie, dass es für Typ-2-Diabetiker kein gesundheitliches Risiko darstellt, einen Kohlenhydratanteil von 20 Energie-% anzustreben und dass den Patienten als Alternative zur üblichen fettarmen Diät eine kohlenhydratreduzierte Variante angeboten werden sollte.
Guldbrand, H et al.: In type-2-diabetes, randomization to advice to follow a low-carbohydrate diet transiently improves glycemic control compared with advice to follow a low-fat diet producing a similar weight loss. Diabetologia 2012, doi: 10.1007/s00125-012-2567-4
LOGIsch: Mehr Eiweiß statt Kohlenhydrate bei PCOS
Das polyzystische Ovarsyndrom, kurz PCOS, ist eine häufige Hormonstörung bei Frauen im gebärfähigen Alter. Die Betroffenen leiden häufiger unter Übergewicht, Typ-2-Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Unfruchtbarkeit und zeigen typischerweise eine Insulinresistenz. Was liegt da näher, als eine proteinreichere, kohlenhydratreduzierte Kost ähnlich der LOGI-Ernährung einzusetzen?
An der Universität von Kopenhagen sollten 57 PCOS-Patientinnen ein halbes Jahr lang entweder 55 Energie-% Kohlenhydrate und 15 Energie-% Eiweiß essen oder die Eiweißzufuhr zu Lasten Kohlenhydrate (< 30 Energie-%) auf 40 Energie-% erhöhen. Alle Frauen sollten ihren Fettkonsum auf 30 Energie-% einpegeln; eine Kalorienbeschränkung gab es nicht.
Über die Hälfte der Teilnehmerinnen stieg aus dem Experiment aus. Unter den 27, die durchgehalten hatten, profitierte die Gruppe mit dem höheren Eiweißanteil: Sie hatten mehr abgenommen, mehr Fett verloren und bessere Blutzuckerwerte. Die Autoren schließen aus ihrem Experiment, dass es für PCOS-Patientinnen vorteilhaft ist, einen Teil der Kohlenhydrate durch Eiweiß zu ersetzen.
Sørensen, LB et al.: Effects of increased dietary protein-to-carbohydrate ratios in women with polycystic ovary syndrome. American Journal of Clinical Nutrition 2012;95:39-48
Stärke, Blutzucker, Insulin und Krebs
Immer mehr Studien deuten darauf hin, dass Kohlenhydrate und ihre Verstoffwechslung im Körper sowohl die Entstehung als auch das Wiederauftreten verschiedener Krebserkrankungen fördern könnten.
Im Rahmen der amerikanischen Women´s Health Initiative (WHI) wurden die zu Beginn der Studie gemessenen Nüchterninsulin- und Nüchternglukosewerte von knapp 5.000 älteren Frauen in Beziehung zum Darmkrebsrisiko über 12 Jahre gesetzt. Es zeigte sich, dass das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, bei Frauen mit Nüchternblutzuckerwerten über 99,5 mg/dl gut doppelt so hoch war wie bei Frauen mit Werten unter 89,5 mg/dl. Zwar haben hohe Nüchternblutzuckerwerte direkt nichts mit Ernährung zu tun. Sie sind Ausdruck einer Insulinresistenz der Leber, die des nachts zu viel Zucker ausschüttet. Eine indirekten Zusammenhang gibt es dennoch: Kohlenhydratreiches Essen fördert bei Übergewicht und Bewegungsmangel Fetteinlagerungen in die Leber und damit ihre Insulinresistenz.
Ein weiteres Indiz gegen zu viele Kohlenhydrate im Essen präsentierte ein Forscherteam der San Diego Universität kürzlich auf einem Symposium in San Antonio. Bei gut 2.650 Brustkrebspatientinnen aus der Women´s Healthy Eating and Living Diätstudie (WHEL-Studie) wurde ein Jahr nach der Diagnose ermittelt, ob sich ihr Stärkekonsum verändert hat und wie häufig der Brustkrebs zurückkehrte. Von den Frauen, die ihren Stärkekonsum reduziert hatten, erlitten 9,7 % einen Rückfall. Unter Frauen, die ihren Stärkekonsum erhöht hatten, betrug die Rückfallrate 14,2 %.
Kabat, GC et al.: A longitudinal study of serum insulin and glucose levels in relation to colorectal cancer risk among postmenopausal women. British Journal of Cancer 2012;106:227-232 und http://www.aacr.org/home/public–media/aacr-in-the-news.aspx?d=2654
Gesättigte Fettsäuren und Blutlipide: die Kohlenhydrate stören!
Gesättigte Fettsäuren sollen das Cholesterin und die Blutfette erhöhen und gelten daher gemeinhin als „ungesund“ für Herz und Gefäße. Doch auch wenn dieses Mantra immer wieder hergebetet wird: Es ist falsch. Nicht nur, dass es an Belegen für eine schädliche Wirkung von gesättigten Fettsäuren, von Fleisch, Milch, Käse oder Kokosfett auf die Herzgesundheit fehlt. Neue Studien zeigen zudem, dass sich die Effekte der gesättigten Fettsäuren auf die Cholesterin- und Blutlipidwerte unterscheiden, je nachdem, wie viele Kohlenhydrate (KH) dazu gegessen werden.
In einer amerikanischen Querschnittuntersuchung an gut 1.000 Erwachsenen zeigte sich zunächst einmal kein Effekt auf das LDL-Cholesterin, egal, ob viel oder wenig gesättigte Fette gegessen wurden. Auch auf die Nüchtern-Blutfette (Triglyzeride) fand sich kein Effekt, jedoch nur ohne Berücksichtigung der KH: Bei geringer KH-Zufuhr ging ein hoher Konsum gesättigter Fettsäuren mit verringerten (!) Triglyzeridwerten einher. Beim höchsten KH-Konsum war dieser positive Effekt der gesättigten Fettsäuren verschwunden.
Auch der positive, HDL-Cholesterin steigernde Effekt der gesättigten Fettsäuren blieb aus, wenn zugleich viele KH gegessen wurden – das HDL sank in diesem Fall sogar. Das heißt: Im Kontext einer kohlenhydratreduzierten Ernährung und bei ausreichender Zufuhr ungesättigter Fettsäuren, wirken sich gesättigte Fettsäuren also durchaus positiv aus. Deswegen darf bei der LOGI-Ernährung auch Butter ans Gemüse und vollfette Milch ins Glas.
Wood, AC et al: Dietary carbohydrate modifies the inverse association between saturated fat intake and cholesterol on very low-density lipoproteins. Lipid Insights 2011;4:7-15
Gesättigte Fette, Herz und Gefäße: ungedeckte Empfehlungen
Bei der LOGI-Ernährung wird nicht bei den (gesättigten) Fetten gespart, sondern bei den Kohlenhydraten. Die meisten großen Ernährungsorganisationen legen ihren Fokus dagegen noch immer auf die Minimierung der (gesättigten) Fette. Der holländische Wissenschaftler Robert Hoenselaar hat sich die Ernährungsempfehlungen zur Vorbeugung von Herz- und Gefäßerkrankungen drei relevanter Organisationen genauer angesehen – und anhand der wissenschaftlichen Datenlage zerpflückt.
Wenn sich die Kontrahenten bei einem strittigen Thema einmal festgebissen haben, kann es der Sache dienen, wenn ein neuer Diskutant die Argumente noch einmal sortiert und übersichtlich aufbereitet. So geschehen an der Universität von Nijmegen, wo Hoenselaar die Empfehlungen der US Departments of Agriculture und Health and Human Services (USDA/USDHHS, 2010), die Empfehlungen zur Fettzufuhr des amerikanischen Institute of Medicine (IOM, 2005) sowie die Empfehlungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA, 2010) eingehend überprüfte.
Bezüglich der gesättigten Fettsäuren empfehlen diese Organisationen:
- weniger als 10 % der Kalorien in Form von gesättigten Fettsäuren zu verzehren,
- einen Teil der gesättigten Fettsäuen durch einfach- und mehrfach ungesättigte Fettsäuren zu ersetzten bzw.
- den Verzehr gesättigter Fettsäuren so gering wie möglich zu halten.
Hoenselaar verglich die in den jeweiligen Dokumenten verwendeten Literaturhinweise, prüfte die Argumente auf Vollständigkeit und suchte in der Fachliteratur nach weiteren relevanten Studien. Und kommt zu folgenden Ergebnissen:
- Obwohl es um das gleiche Thema geht, zitiert jede Organisation andere Studien.
- Die Ergebnisse prospektiver (vorausschauender) Beobachtungsstudien wurden häufig verfälschend dargestellt.
- Bei den meisten Argumenten blieb die Mehrzahl (!) der verfügbaren Studien außen vor.
- Alle Organisationen führten den LDL-Cholesterin erhöhenden Effekt gesättigter Fettsäuren als Argument für ein Herz- und Gefäßrisiko an.
- Den HDL-Cholesterin erhöhenden Effekt gesättigter Fettsäuren erwähnt einzig die EFSA. In der Bewertung der Evidenz wird er jedoch von allen systematisch ignoriert.
- Obwohl die Autoren der Originalstudien nie behaupteten, dass weniger gesättigte Fettsäuren zu einem verminderten Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen führen könnten, wurde dies von den Organisationen so dargestellt.
Das Fazit des Wissenschaftlers: Die Empfehlungen führender Gremien zum Konsum gesättigter Fettsäuren in Bezug auf das Herz- und Gefäßrisiko bilden nicht den verfügbaren Wissensstand ab. Das mag sich lapidar lesen, doch im Grunde ist es eine schallende Ohrfeige für jene „renommierten“ Organisationen, die – meist mit öffentlichen Mitteln finanziert – Ernährungs-Richtlinien herausgeben.
In Deutschland ist dafür die DGE zuständig. Wie sie mit dem Thema Fett und Herzgesundheit umgeht, ist ebenso erschütternd und in unserem Buch „Mehr Fett!“ von Prof. Dr. Nicolai Worm und Ulrike Gonder spannend aufbereitet nachzulesen.
Link zum Buch: Mehr Fett!
Hoenselaar, R: Saturated fat and cardiovascular disease: the discrepancy between the scientific literature and dietary advice. Nutrition 2012;28:118-123
Mehr Fett, weniger gefäßschädigendes LDL-Cholesterin
Unter fettreichen Diäten kann das LDL-Cholesterin ansteigen, vor allem, wenn die Kohlenhydrate nicht deutlich reduziert werden. Mit steigender Fettzufuhr nehmen jedoch in erster Linie die großen, „fluffigen“ und als harmlos geltenden LDL-Partikel zu, während der Anteil kleiner, dichter und als atherogen bekannter LDL-Partikel sinkt.
Für diesen vorteilhaften Effekt auf die LDL-Partikelgröße genügen bereits drei Tage einer fettreicheren Ernährung. So das Ergebnis einer kleinen Interventionsstudie mit zwölf gesunden, schlanken Männern, die entweder 37 oder 25 % ihrer Kalorien in Form von Fett aufnahmen. Trotz der immer noch hohen Kohlenhydratzufuhr (50 bzw. 62 % der Kalorien) sanken in der Gruppe, die mehr Fett gegessen hatte, auch die Triglyzeride (und das Apo B-48) signifikant.
Guay, V et al.: Effect of short-term low- and high-fat diets on low-density lipoprotein particle size in normolipidemic subjects. Metabolism Clinical and Experimental 2012;6:76-83
Gesättigte Fettsäuren und LDL-Cholesterin: so ein Käse
Der DGE gelten die gesättigten Fettsäuren bzw. Lebensmittel, die reich daran sind wie Vollmilch und fette Käsesorten, nach wie vor als problematisch. Trotz fehlender Evidenz begründet sie damit auch noch immer ihre längst obsoleten Kohlenhydrat-Empfehlungen. Wie realitätsfern dies ist, zeigt eine neue Studie aus Dänemark.
Es handelt sich um eine Interventionsstudie, bei der 49 Frauen und Männer jeweils sechs Wochen lang deutlich mehr Käse (143 g täglich) oder Butter (47 g täglich) als gewohnt essen sollten. Im Gegenzug reduzierten sie andere Fette in ihrer Kost. Am Ende war der Fettanteil ihres Essens von ursprünglich 31,9 Prozent auf 33,4 Prozent (+ 1,5 bei Käse) und 35,7 Prozent (+ 3,8 bei Butter) gestiegen. Der Anteil der gesättigten Fettsäuren stieg von initial 12 Prozent auf 15 (Käse) bzw. 16 (Butter) Prozent der konsumierten Kalorien.
Und was geschah mit den Menschen und ihren Blutwerten? So gut wie nichts – und jedenfalls nicht das, was die DGE erwarten würde: So zeigten Gesamt- und LDL-Cholesterin bei erhöhtem Konsum fetten Käses einen fallenden Trend. Beim hohen Butterkonsum stiegen LDL- und Gesamtcholesterin um ein paar Prozentpunkte an. Da zugleich aber auch das HDL-Cholesterin stieg, änderte sich der zur Risikoabschätzung etablierte Quotient von Gesamt- zu HDL-Cholesterin nicht.
Auch bei den anderen untersuchten Blutwerten wie Blutdruck und C-reaktives Protein konnte nichts Bedenkliches festgestellt werden. Und das verwundert auch nicht, denn andere Stoffwechselstudien und viele Beobachtungsstudien kamen zu vergleichbaren Ergebnissen, insbesondere was Milch und Milchprodukte angeht.
Hjerpsted, J et al: Cheese intake in large amounts lowers LDL-cholesterol concentrations compared with butter intake of equal fat content. American Journal of Clinical Nutrition, online publiziert am 26. Oktober 2011, doi: 10.3945/ajcn.111.022426
ältere Studien:
P. HEILMEYER, S. KOHLENBERG, A. DORN, S. FAULHAMMER und R. KLIEBHAN
Ernährungstherapie bei Diabetes mellitus Typ 2 mit kohlenhydratreduzierter Kost (LOGI-Methode)
P. Heilmeyer
Silke Kohlenberg, Joachim Kneile, Harald Knyrim, Peter Heilmeyer
Peter Heilmeyer, Beatrix Heilmeyer, Harald Knyrim, Nicolai Worm
Einfluss kohlenhydratreduzierter Ernährung auf die Hypertonie beim metabolischen Syndrom